Dienstag, 15. Februar 2011

Ich und die Prominenz

Ich bin wirklich jemand, der nicht mit prominenten Pfunden wuchern kann. Mitnichten kann ich behaupten, jemals positiv mit sogenannten Stars in Kontakt geraten zu sein, es sei denn, es geschah ungewollt oder zufällig. Ich erinnere mich sehr ungern an ein Erlebnis im Alter von 8 oder 9 Jahren. Jemand hatte so etwas wie Backstage Access in den Vorraum einer Veranstaltung auf der Berliner Funkausstellung, auf welcher gerade eine Show mit deutschem Schlager produziert wurde.

Dort tummelten sich alle Größen dieser Zeit aus diesem Genre und mein Begleiter glaubte zu Unrecht, mir mit diesem Angebot einen Gefallen zu tun. 'Hol dir doch 'n Autogramm' hiess es immer wieder, jedoch weigerte ich mich wiederholt standhaft. 'Können Se dem Kind nich mal 'n Autogramm geben' ging mein Begleiter dann einen der herumstehenden Stars an, der dieser Bitte auch professionell nachkam. Ich bedankte mich wie es sich gehört und gab vor, daß mir übel sei und ich frischer Luft bedürfe. Es war einer der peinlichsten Augenblicke meines Lebens, nicht der peinlichste, der kam erst später.

Der Autogrammgeber, das will ich nicht verschweigen, war Bert. Bert war der defensiv-devote Teil des Duos Cindy & Bert, das seinerzeit einige beachtliche Erfolge zu verzeichnen hatte aber auch das Lied 'Paranoid' in einer deutschen Version vergewaltigte.

Ansonsten kann ich noch anführen, daß ich zwanzig Jahre später mal kurz mit jemandem arbeitete, der mit der Schwester von Knut Kiesewetter liiert war....und das war's. Ich will nicht für mich beanspruchen, daß mein Schwiegervater selig dereinst im Prälat Schöneberg mit Brigitte Mira, der Frau von Peter Frankenfeld und Peter Rubin Herrengedecke 'verspeiste' – das wären falsche Federn.

Jedoch hatte ich scheinbar übersehen, daß ich schon längere Zeit irgendwie mit einem der bekanntesten Männer der Hundewelt bekannt bin, ja sogar schon mit ihm gesprochen habe – unglaublich. Ich meine Guido Schäfer, den wohl weltweit bekanntesten Richter für 245 Rassen und Züchter und Hauptzuchtwart und was weiß ich noch alles, was auch immer ihn in Film, Bühne und Funk unsterblich gemacht hat – das Wauzikontor, quasi der Ritterschlag überhaupt, nicht zu vergessen.

Wie jeder Prominente hat natürlich auch dieser als Person des öffentlichen Lebens um seine Persönlichkeitsrechte besorgt zu sein, die natürlich betroffen sind, wenn jemand für alle zugänglich die unumstössliche Wahrheit über ihn schreibt. Natürlich muss dieser dann den Schreiber verklagen, auf Unterlassung. Denn er ist prominent. Er ist sogar so prominent, daß extra für ihn auch der Gerichtsstand verlegt werden soll, jedoch nicht vor den internationalen Gerichtshof. Das klingt jetzt paradox, aber es soll das lokale Amtsgericht seiner Gegend sein, irgendwo unweit des Deutschen Ecks – denn besonders da ist unser Held eine richtige Größe.

Man lacht....zuhause auf der ganzen Welt, aber Justitia soll vor der eigenen Haustür ihrer Blindheit beraubt werden. Wie soll das gehen? Rechnet er mit Menschenmassen von Smalltown Boys auf den Stufen des Gerichts, die die Beklgte unflätig beschimpfen und mit faulem Gemüse bewerfen, rechnet er sich größere Chancen aus, wenn lokale Fernsehsender 24/7 über seinen Prozess berichten oder hat er einfach nur gewisse Connections zu den Entscheidungsfindern? Man weiß es nicht.


Unlängst erlaubte sich besagter Herr Schäfer auch, eine kritische Person einer inquisitionellen Prozedur namens 'Vereinsausschluss' zu unterziehen, da diese ein Foto des Bundesaussenministers und des Regierenden Bürgermeisters von Berlin in einem Forum verlinkte. Begründet wurde dies damit, daß die Verlinkerin ja wohl offensichtlich homosexuellenfeindlich sei. Wie er da einen Zusammenhang herstelle zwischen dem Bild und seiner Aussage erklärt er uns zwar nicht, aber als Prominenter darf er auch etwas schrullig sein – so lange er keinem anderen Schaden zufügt.

In diesem Fall tut er das aber, wie sonst auch immer wenn er gegen Personen vorgeht, die erkennen, daß der Kaiser nichts an hat. Aber mal bitte nachgefragt, wo kommen wir denn da hin, wenn jeder wegen irgendeinem Bild jetzt vor die Inquisition gerät? Stelle ich ein Bild ein von Bruce Willis oder Jason Statham ein, wer verklagt mich dann, weil ich wohl etwas gegen Männer im besten Alter hätte, denen die Haare ausgehen, und er dieses divenhaft auf sich bezöge?

Die Welt der Prominenten wird sich mir wohl nie erschliessen, aber vielleicht erschliesst sich dem Leser der Titel dieser Miniatur beim Lauschen dieses Liedes, das zeitlich irgendwo mittig zwischen Bert und Knut angesiedelt ist.


Sonntag, 16. Januar 2011

Braveheart & Siegfried


In letzter Zeit hört man ja immer wieder Wundersames über die Machenschaften des Hauptzuchtwartes des DCNH, Guido Schäfer. Sein letzter Coup ist sicher der, daß er unliebsamen Mitgliedern verbieten möchte, in Blogeinträgen und Foren unliebsame Wahrheiten über ihn zu verbreiten. Sollte das Mitglied dieser Aufforderung nicht nachkommen, würde ein Ordnungsgeld von 250.000 € fällig werden. Ich frage mich ja immer wieder, weshalb es Anwälte gibt, die ein solches Anliegen im Auftrage eines Mandanten tatsächlich formulieren – sollte es denn wirklich nur an der Liquidation liegen?

Ich frage mich auch, weshalb es denn niemand erfahren darf, daß besagter Guido Schäfer, HZW des DCNH und Zuchtrichter im VDH für gefühlte 10000 Rassen, es immer noch wagt, die Papiere für einen meiner Hunde zu unterschlagen, in dem er die Weiterleitung der Unterlagen an die Zuchtbuchstelle verweigert, obwohl es die Regularien verlangen. Ich sehe auch kein Problem darin, diese Tatsachenbehauptung öffentlich auszusprechen, da diese wahrheitskonform ist.....

Letztens verlangte dieser Herr Schäfer von der Betreiberin eines Internetforums das Entfernen eines Fotos, welches eine Momentaufnahme von einer Hundeausstellung in der Tschechischen Republik wiedergab und welches den Schriftzug 'Clever & Smart' als Zusatz enthielt. Begründet wurde das damit, daß Herr Schäfer glaubte, auf dem Foto sich selbst zu erkennen, und seinen Fiancé, den nicht minder berühmten Zuchtrichter Klaus Strack....der einzige Zuchtrichter im VDH, der niemals auch nur einen einzigen Hund gezüchtet hat und auch erst seit kurzem weiß, was ein Siberian Husky ist (hier Vettern- bzw. Fiancéwirtschaft zu unterstellen, ist natürlich weit hergeholt....niemand würde behaupten, daß hier beinhart protegiert wurde....ist doch absurd).

Mich würde interessieren, was denn Herr Schäfer, der weltbekannte Zuchtrichter, seinem Anwalt gesagt hat. 'Stellen Sie sich mal vor, Herr Advokat, da hat die doch ein Bild von mir und dem Klaus eingestellt und 'Clever und Smart' drübergeschrieben, nur um uns lächerlich zu machen.' Hat der Anwalt dann innerlich geschmunzelt wie seinerzeit Nick Cage in dem Film, als ihm ein Klient ein manipuliertes Foto von dessen Angebeteter und Mike Tyson zeigte? Oder hat er ganz ernsthaft gesagt: 'Werter Klient, ich verstehe Ihren Ärger, das ist ja eine bodenlose Unverschämtheit, dem müssen wir einen Riegel vorschieben – zumal Sie beide ja auf dem Bild eine Fresse ziehen wie sieben Tage Regenwetter'?

Nun, ich weiß nur, daß mir Clever und Smart immer sympathisch erschienen, auch wenn die Plots eigentlich nie wirklich komisch waren, aber das ist etwas anderes, wichtig ist nur, daß die beiden eigentlich positive Figuren sind und Adjektive wie 'clever' und 'smart' auch. In Schweden heißen die beiden übrigens 'Flink & Fummel', also die Comicfiguren, nicht die Zuchtrichter.



Bild: Braveheart & Siegfried


Von Missionaren, Sergeanten und Hauptkassierern


Als ich unlängst nach harten Regentagen mal wieder in den häuslichen Briefkasten blickte, entdeckte ich, daß die lokalen Missionare der Watchtower Society diesen offenbar während der sogenannten Festtage wieder einmal reichlich mit ganzen Jahrgängen der Steadyseller 'Wachtturm' und 'Erwachet' gefüllt hatten. Sicher haben diese nicht gewusst, daß besagter Briefkasten alles andere als wetterfest ist, und daß es so bei der regnerischen Wetterlage unausweichlich war, daß sich missionarisches Wort in gedruckter Form zu einem homogenen Klumpen eines Papierbreis weiterentwickelte.....eine sehr eigenwillige Form von Kreationismus. Nur sollte man so mit gedruckter Wahrheit verfahren? Was ist eigentlich Wahrheit und was ist Fiktion; und was ist vorsätzliche Irreführung und was ist galoppierende Pseudologie?


Ich möchte da ein Beispiel nennen – eine Beobachtung aus dörflicher Agglomeration vor Ort, unweit der kleinen Postfiliale, in der es auch Kurzwaren und Erzeugnisse der Regenbogenpresse zu kaufen gibt. Scheinbar waren zwei Passanten im winterlichen Treiben aneinandergeraten und trugen ihre Differenzen nun weit hörbar verbal öffentlich aus. Einer der Kombattanten, ein Mann um die 50, sehr kräftig, aber etwas untersetzt, brüllte dabei eine zierliche ältere Dame an....unter Benutzung von Termini, die der Schreiber von Welt nur sehr ungern schriftlich wiedergibt (ich denke, der Leser versteht, was ich meine). Worum es genau ging, hatte ich nicht verstanden. Interessant fand ich nur, daß der vulgäre Herrim Anschluss einen Kleinwagen bestieg und davonfuhr, auf dem ein Firmenaufkleber prangte: Ihre Krankenpflege mit Herz – freundlich, liebevoll, kompetent – alle Kassen.

Natürlich fällt einem da sofort ein, daß da Werbung und Realität nicht so hundertprozent kongruent zu sein scheinen. Nichtsdestotrotz hätte man aber Lust, da mal anzurufen und für die Großmutter eine Pflegekraft zu bestellen. 'Bitte schicken sie mir aber den martialischen Herrn mit dem Charme eines Sergeanten der Fremdenlegion und dem Stiernacken, meine Oma ist schon viel zu lange auf der Welt'.....

Besser den Charme eines Sergeanten als gar keinen, mag da mancher denken, und geflunkert wird doch überall. Erinnert wurde ich daran, als ich letztens die Zeitschrift des SHC aufschlug, die jetzt das Layout einer Schülerzeitung einer unambitionierten Mittelschule hat. Dort las ich unter der der Rubrik, in welcher sich Amtsträger vorstellen, daß es dem ersten Vorsitzenden Knödler in der Zucht um eine gesunde, faire und ehrliche Basis geht. Sicher könnte man anführen, daß es ein guter Ansatz wäre, einfach mal aufzuhören mit der endlosen Lügerei, der ständigen üblen Nachrede gegenüber Mitgliedern und dem Plündern der Vereinskasse zu persönlichen Zwecken, auch wenn man dann fast alle Vorstandskollegen opfern müsste. Unterm Strich wäre es aber besser, mal ein paar Tage von der älteren Dame aus Auetal angebrüllt zu werden, die ihre Welpenkäufer mit falschen Papieren übers Ohr haut, als im Nachhinein selbst noch in den Sumpf gezogen zu werden.

Er hat auch nichts davon, wie ich finde, den zweiten Vorsitzenden Ebertshäuser zu decken, der ganz nebenbei eine Labradorvermehrerei betreibt (im VDH-Jargon neuerdings 'unüberwachte Zucht', früher 'Dissidenz') wobei die Wurfmaschine, die hoffentlich immer schöne scholadenfarbene, kleine Nichtsnutze produziert, ihre Wurzeln in Deutschlands übelster Puppymill hat, die glücklicherweise schon vor Jahren dichtgemacht wurde. Was bringt es ihm denn persönlich, daß dem Herrn Hauptkassierer einer mittelgroßen Volksbank nicht der Zwinger dicht gemacht wird und der Zwingerschutz erlischt, wie es die VDH- und SHC-Regularien erfordern (eine faire Maßnahme gegenüber solchen Vermehrern übelster Kajüte, wenn man an das Elend denkt, was da weitergetragen wird)? Was will er denn den Welpenkäufern sagen, wenn dereinst womöglich die betreffenden Papiere der parallel gezogenen 'absolut reinrassigen Siberian Huskies' für ungültig erklärt werden sollten, obwohl er über alle Mißstände informiert war, aber vorsätzlich nicht gehandelt hat? Ich wünsche ihm, daß er weiß, was er da eingestielt hat, denn eigentlich steht er metaphorisch betrachtet einerseits zwar 'on top of the list', andererseits aber auch 'knietief im Dispo'......

Wir berichten weiter......bleiben Sie dran, denn es gibt auch News aus Kaisersesch!!!

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Wenn morgen früh die Sonne lacht, hat Anneliese das gemacht


Liebe Seminarteilnehmer,


wir wollen die heutige Stunde dazu nutzen, noch einmal auf die letzten Kursaufgaben einzugehen. Wie mir scheint, ist der Umgang mit den letzten, den geschliffenen Feinheiten noch nicht Bestandteil eines jeden Repertoirs. Auch bin ich selbst mit der Auswahl der Sprachbilder und Metaphern bezüglich der einzelnen Zusammenhänge nicht hunderprozentig zufrieden; aber betrachten wir doch die Sachverhalte im Einzelnen.




Zunächst, auch zum Einstieg ging es ja um die Darstellung einer Hundeshow, die unter falschen Voraussetzungen im Lande der Nichtdichter und Nichtdenker stattfand. Ganz treffend, wenn auch etwas plakativ und nicht ohne Schwächen, empfand ich die assoziativ bebilderte Nähe des Richters zur beliebten Comicfigur 'Hans Maulwurf' aus der Serie 'Die Simpsons'






Sicher löst diese Metaphorik die Problematik der zur Schau gestellten Inkompetenz ganz gut auf, jedoch vermisse ich in diesem Zusammenhang auch einen klaren Hinweis auf die ausgeglichene Verteilung der Ehrungen unter den jeweiligen Honoratioren sowie die Notwendigkeit der Verpflichtung unseres Hans, demnächst im Rahmen einer Veranstaltung wieder Mischlinge gegen ein Entgelt als reinrassige Hunde zu registrieren. Außerdem ist Hans Maulwurf erst 31, da wurde nachlässig recherchiert.

Als Cineast freue ich mich immer wieder, wenn die Atmosphäre dieser Veranstaltung vom Haugout her stark in die Nähe der Ballszene aus 'Fearless Vampire Killers' gerückt wird, dieser Idee möchte ich nicht widersprechen, wenn sich Extremisten unterschiedlicher Lager zum puren Eigennutz verbünden und alles irgendwie surreal anmutet. Aber es existieren geradezu liebevoll improvisierte Fotos der Veranstaltung, und Vampire erscheinen weder im Spiegel noch auf Fotos, oder gilt das nur für die Analogfotografie?

Etwas sehr grob mit der Politkeule finde ich den Hinweis auf den Hitler-Stalin-Pakt, obwohl solch ein Diskurs in die Niederungen diktatorischer Absprachen und deren Auflösung zum geeigneten Zeitpunkt sicher einen Archetypus menschlischer Verhaltensweisen innerhalb jeder soziologischen Dialektik repräsentieren kann. Das können aber nur Leser nachvollziehen, denen das Rüstzeug präsent ist - ich habe da meine Zweifel bei Publikationen, die grösstenteils von den beschriebenen Tätern selbst gelesen werden, die solche Fähigkeiten bislang immer als schädlich und absolut vernachlässigbar betrachteten.

Sicher eher Säbel oder sogar Keule denn Florett das angebliche zugespielte Foto des BOB-Gewinners, aber sind wir ehrlich, im Vergleich zur Realität ist man immer eher bereit zu lachen als sich begründet zu schaudern - daher: Daumen hoch in bezug auf Symbolik, wenn's auch die grobe Kelle ist....zu Recht, wie ich finde




Aber kommen wir zu den anderen Aufgaben, z.B. liegt mir eine Lösung vor zur Thematik 'Sinn und Unsinn von Satzung und Ordnung und die Forderungen nach Einhaltung derselben'. In diesem Kontext sollte ja umschrieben werden, wie sinnlos es ist, gegenüber einer Gruppe von vorsätzlichen Rechtsbeugern wiederholt Satzungskonformität zu verlangen oder gar zu erwarten. Ein Seminarteilnehmer löste die Aufgabe mittels einer Miniatur anlässlich eines Überfalls eines Bankinstituts in einer Rheinischen Kleinstadt. Ganz witzig, wenn auch fehlerhaft, die Einführung einer Bankräuberbande unter Führung von 'Ma Braun' in Anlehnung an die berühmte Straftäterin aus dem amerikanischen Raum ,die sogar schon von Boney M. besungen wurde.

Große Nähe zu den Protagonisten beweist der Schreiber des Gleichnisses dann im Dialog, als die Gruppe der Überfallenden naiv von einem Bankkunden, einem lokalen Jungindustriellen, verbal angegangen wird.....es sei doch nicht notwendig, hier darauf zu bestehen, auf 9mm herausgegeben zu bekommen, nur weil man seine EC-Karte nicht dabei hätte, in den AGB des Instituts sei doch klar vermerkt, daß notfalls auch auf Personalausweis und Auszahlungsschein Bares Wahres werden könne usw.

Authentisch der postwendende Wutbrüllanfall der Anführerin, was es sich denn einbilde, dieses dumme Jungchen und überhaupt, es wisse wohl nicht, wen es vor sich hätte, und nicht nur Insider werden geschmunzelt haben, als ein Mitglied der Bande in Odenwälder Mundart entschuldigend in den Raum stellte, er müsse mal gucken, ob er nicht seine EC-Karte nur verlegt hat und daß er eigentlich mit dem Überfall nichts zu tun hätte und die anderen Beteiligten gar nicht kenne.

Alles in allem, eine sehr gute Darstellung der beliebten Gegensätze 'naiv' und 'indolent', kompliziert zwar wegen der Nähe zu den Persönlichkeiten der Protagonisten und etwas billig, wenn statt des Geldautomaten dann auch noch der Kontoauszugsdrucker mitgenommen wird und vier Bankräuber in einem Smart mit Aufdruck eines Hundefutterverkäufers fliehen - einfach zu viel des Guten, finde ich.

Völlig unzufrieden war ich mit der Ausarbeitung des Themas 'Der HZW unterschlägt weiterhin die Papiere für ganze Würfe und riskiert lieber die Vereinskasse als unter Druck der eigenen Unruhe nachzugeben'. Unbeachtet blieben hier offenbar die Hinweise, vielleicht angesichts druckimplizierter Hysterie und des notwendigen Zurechtrückens von Köpfen sich cineastischer Metaphern aus dem 'Cage aux Folles' zu bedienen - nun, nicht jeder mag diesen Film, ich schon.



Das Thema 'Stalking' ist in der heutigen Zeit ja ein durchaus ernstes, die Ausarbeitung eines solchen Zusammenhangs im Kontext einer Gerichtsverhandlung im humoristischen Umfeld daher eher grenzwertig. Die Grenzen der Satire sind aber mehr als durchlässig, und was ist schon dabei, wenn ein Kursteilnehmer eine ganze Gerichtskammer um Polizeischutz bitten lässt, da sie sich von einem Vereinsvorstand unter Anführung einer älteren Dame nicht nur verfolgt, sondern auch bedrängt fühlt?


In der Übertreibung liegt die Anschaulichkeit, und die Aufgabe war auch schwer, denn es galt ja, zwei Sachverhalte unter einen Hut zu bringen. Zunächst einmal ging es um ein Schreiben im Zusammenhang mit einem Zivilprozess, das ein Anwalt nach Aufforderung durch einen Vereinsvorstand unaufgefordert in den Prozesskreislauf einwarf, um quasi auf Vereinskosten zu behaupten, die Klägerin sei vom Teufel besessen, damit der Beklagte weiterhin als gedungener Kronzeuge für die eigenen Unwahrheiten eintreten könnte. Daraus wurde dann nichts, weil sich der Beklagte und eine Zeugin zu sehr in Unwahrheiten verstrickten und letztendlich hochgingen.


Dann war da noch ein Gutachten, das die alte Dame an das Gericht schickte, ohne darum gebeten worden zu sein und ohne überhaupt die Qualifikation dafür zu besitzen und in welchem sie im Grunde 80% aller reinrassigen Hunde monetär wertlos darstellte (es sei denn, es handele sich um die ihrigen oder die ihrer Sputniks).


Solche der realen Welt entlehnten Absurditäten sind oftmals nur durch das satirische Mittel der Übertreibung darzustellen, so daß die alte Dame dann letztendlich täglich bis zu zwanzig Eingaben an das Landgericht R. schickt und final wegen Verlustes des eigentlichen Realitätsbegriffs in Schutzhaft genommen wird. Drastisch, aber lückenlos und detailverliebt ausgearbeitet. Empfehlenswerte Lektüre.


Schade, daß die Zeit heute zu rennen scheint, leider schaffen wir es nicht, alle Vorgänge abzuarbeiten. Als Hausaufgabe zu nächster Woche bitte ich um metaphorische Umsetzung des Themas 'Ein Vorstand verpulvert 16000€, um seine eigenen, privaten Schweinereien anwaltlich reinzuwaschen und möchte die Verursachung der Kosten anderen in die Schuhe schieben'. Freie Hand in der Wahl der Mittel - nur bitte keinen Basisaufbau auf das Lied 'Wo is mein Jeld nur jeblieben?' der unsäglichen Helga Hahnemann selig, da diese nur eine lokale Größe ist......und auch nicht ihn hier,
bitte










Freitag, 23. Juli 2010

Nur noch Trash aus Kaisersesch?



Es ist nur ein paar Tage her, da sah ich irgendwo im TV den durchaus populären Modekonstrukteur Karl Lagerfeld, dem im Rahmen eines Interviews die Frage gestellt wurde, was denn das Besondere sei an seiner neuen Muse 'Baptiste'. Nicht, daß mich die Antwort inhaltlich besonders interessiert hätte, denn ich bin ein phantasiebegabter Beobachter, jedoch überraschte der Meister der fuffigen Attitüde mit seiner Antwort. 'Es ist die vollkommene Abwesenheit jeglicher Vulgarität' sagte dieser und hinterliess mich beeindruckt.

Ebenso beeindruckt war ich, wenn auch auf einem anderen Umgangslevel, dieser Tage von den Beiträgen eines Users in einem freiheitlichen Forum, welcher die Präsenz vollkommener Vulgarität unter Abwesenheit jeglichen Benehmens geradezu zelebrierte. Dieser User, der sich dort unter dem Pseudonym 'futuere' offenbar anonym wähnte, setzte sicher Maßstäbe, doch denke ich, daß der wohl kaum in die engere Wahl kommt, wenn Karl Lagerfeld mal wieder eine neue Muse bräuchte......

Just als ich so darüber sinnierte, wie verschieden doch die Ansprüche der Leute so sind, sprang am PC wie von Geisterhand die Registerkarte des Browsers um und die Zuchtrichterordnung des VDH erschien mir. Eigentlich hatte ich diese nur offen, da ich mich zur Zeit in Proben befinde, diese Ordnung im Rahmen einer Eurythmieprüfung vor Waldorfpädagogen zu tanzen, aber irgendwie stach mir der § 3 ins Auge, der da in Auszügen lautet:

Talent, Kompetenz und persönliche Integrität sind die tragenden Säulen des Zuchtrichteramtes und bilden damit die zentralen Anforderungen an seine Inhaber wie an seine Bewerber. Die jederzeitige und uneingeschränkte Erfüllung dieser Anforderung ist unverzichtbar.....Zuchtrichter haben zu beachten, daß sie gegenüber den Ausstellern und der Öffentlichkeit den Rassehundezuchtverein, den VDH und die FCI repräsentieren.

Nun, dachte ich mir so, wenn ich der VDH wäre, würde ich vielleicht Baptiste engagieren, 'futuere' würde ich schon aber nicht nur wegen des mehr als anzüglichen Namens von diesem Amt fernhalten.

In diesem Sinne - keep reaching for that rainbow

Donnerstag, 15. Juli 2010

Der Kynologe auf der Erbse

Immer wenn der kleine Hund, der keine Papiere bekommt, so durch seine noch kleinere Welt wandelt, fragt er sich immer wieder, was denn der böse Mann gegen ihn hätte, der ihm seine Papiere einfach nicht geben will. Ohne diese Papiere kann doch der kleine Hund nicht an all den tollen Sachen teilnehmen, an denen seine Altersgenossen so viel Spaß haben.

Der böse Mann, den alle den großen Kynologen mit dem messerscharfen Verstand nennen, wird schon wissen, warum er das tut, denkt sich der kleine Hund immer wieder, sicher wolle er nicht, daß der kleine Hund mit den anderen kleinen Hunden des großen Kynologen zusammen gesehen wird. Denn der große Kynologe fährt ganz viel durch die Welt, immer in Begleitung eines kleinen Kynologen. Der große und der kleine Kynologe zeigen ganz oft ihre kleinen Hunde vor anderen Menschen, damit die anderen Menschen immer sagen müssen, wie toll denn die kleinen Hunde des großen und des kleinen Kynologen sind. Die anderen Menschen müssen das machen, denn sonst wird der kleine Kynologe ganz böse und der große Kynologe weint bitterlich und ist beleidigt.

Und wenn der große Kynologe beleidigt ist, dann darf ihm nicht einmal der kleine Kynologe unter die Augen treten und geht lieber ein paar Sätze Bankdrücken. Viele Leute sagen ja, der große Kynologe sei einfach zu empfindlich und gegen ihn sei die Prinzessin auf der Erbse ein Ledernacken. Manchmal sagt das jemand zu laut, so daß es der große Kynologe hört, und dann ruft der große Kynologe immer gleich die jurisprudierende Landsknechtin zu sich, damit die viele Briefe schreibt an alle Menschen, die den großen Kynologen beleidigt haben sollen und ihnen mitteilt, daß dieser das als Anlass nehme, fürderhin nur noch willkürlich zu handeln wie es ihm gefällt, denn er ist ja der große Kynologe und wolle alle loswerden, die ihn beleidigen.

Eine Frau soll ihn auch mal beleidigt haben, und irgendwie ist das der Grund, weshalb der kleine Hund nun keine Papiere hat, obwohl er nichts dafür kann. Der kleine Hund ist darüber so traurig, daß er schon nach Auswegen gesucht hat, endlich Papiere zu bekommen. Jemand hat dem kleinen Hund erzählt, er solle doch einfach sagen, er sei in einem anderen Land geboren, das ganz weit weg liegen würde, am anderen Ende der Welt und schon würde er Papiere bekommen, die sogar der große Kynologe gut finden müsste. Der kleine Hund wollte so etwas aber nicht, denn er weiß nichts über andere Länder, obwohl er es ganz faszinierend finden würde, zu sagen, er komme eigentlich aus Brasilien oder gar von der Vega.

Hoffen wir für den kleinen Hund, daß er bald seine richtigen Papiere bekommt.




Mittwoch, 7. Juli 2010

Die Mär vom Gorx


Sicher kennt hierzulande jeder die Geschichte von Pinocchio, dem lebenslustigen Holzpüppchen, das eine lange Nase bekommt, wenn es flunkert. Mitbürger aus den sogenannten neuen Bundesländern – ein Terminus von eben solcher Langlebigkeit wie der vom 'neuen' Sänger von AC/DC, der nun mittlerweile auch schon 30 Jahre im Geschäft ist, aber nie diesen Status ablegen konnte – kennen ergänzend diese Figur auch als Buratino (manchmal auch Burattino), da seinerzeit jede zweite Kita der DDR nach dieser Figur aus kampfbrüderischer Hand benannt wurde, wenn Namen wie 'Kindertagesstätte 23.Februar' bereits vergeben waren.

Kaum aber jemand kennt hingegen die deutsche Entsprechung des 'Zäpfel Kern', warum weiß ich nicht. Umstritten sind auch die Ursprünge solch volkstümlicher Geschichten, die sehr oft ihre Herkunft aus alten Überlieferungen beziehen. Geht es in oben beschriebenen Zusammenhängen immer um ein zum Leben erwecktes Werkstück aus Holz, gibt es regional unterschiedlich auch Geschichten von merkwürdigen Begebenheiten um lebendige Speisen oder Gemüse. Sind es in nördlichen und Küstenregionen eher Fischartige wie in der friesischen 'Moritat vom gar gräuselichen Heilbutte', findet man in eher zentral gelegenen Regionen auch verschiedene Überlieferungen von dämonischen Zuckerrüben, denen besonders in katholisch dominierten Enklaven wie Paderborn oder Osnabrück Personalunion mit dem Antichristen aus der Offenbarung bescheinigt werden. Diese Fische oder Rüben haben alle Eines gemeinsam, sie lügen, daß sich die Balken biegen und das aus verschiedenen Gründen.


Eine solche Figur gibt es auch in der Region um den Odenwald, den sogenannten 'Gorx'. Was genau dieser Gorx nun ist und was er bezweckt, ist nirgendwo genau beschrieben, überhaupt sind schriftliche Überlieferungen rar, und diese beschränken sich auf Faksimiles handschriftlicher Exemplare verfasst in lokaler Mundart. Für außenstehende Leser sind diese Dialekte, die sich eher für parodistische Zwecke denn zu kommunikativen eignen, eine Herausforderung.

Der Gorx selbst gibt sich nur schwachen und gierigen Charakteren zu erkennen, angeblich in Form einer sprechenden Kartoffel. Wird einem geeigneten Opfer eine Schale mit gegarten Erdäpfeln gereicht, wird dieses aus Eigennutz sofort zur auffällig Größten langen – und schon hängt es am Haken. Das niederträchtige Gemüse verspricht nun dem übrigens immer männlichen Opfer (sicher eine Folge der tradierten patriarchalischen Gesellschaftsform), diesem zu Ruhm und Ehre zu verhelfen, wonach dieses aufgrund seiner unbedeutenden Persönlichkeit natürlich giert. Sobald beginnt das Opfer, im täglichen Leben zu lügen und sich dadurch Vorteile zu verschaffen, steigt vordergründig auf in seiner Gemeinschaft, ohne auch nur über das geringste Talent zu verfügen. Wie ein Fluch wird das Opfer, das mittlerweile zum rücksichtslosen Täter mutiert ist, dazu verdammt, in jeder Situation zu lügen und sich dadurch immer mehr ins soziale Abseits zu stellen und letztendlich wurden besagte 'Vergorxte' mit Knüppeln aus den Dörfern gejagt, im Zeitalter aufkommender Industrialisierung angeblich nicht ohne vorher geteert und gefedert worden zu sein.

Historiker zweifeln hingegen an, daß diese wohl 400 – 500 Jahre alte Mär auf einer Kartoffel basieren kann, wurde diese doch erst im Zeitalter des großen Preußenkönigs als 'Kartuffel' einer weiteren Verbreitung zugeführt. Man nimmt an, daß eine Transformation stattgefunden hat in einer Zeit der Anfänge der Kartoffel im Odenwald, als diese noch 'das Lügenkraut' genannt wurde. Die traditionelle Unfähigkeit des damaligen Odenwälders zum genauen Zuhören und Verstehen hatte vielfach dazu geführt, daß Teile der Bevölkerung den oberirdischen Teil des Gewächses verzehrt hatten und sich dadurch ums Leben brachten und sich demzufolge die Meinung durchsetzte, dieser Segen der modernen Ernährung sei Teufelswerk.


Glaubhafte Quellen verweisen hingegen darauf, daß es sich ursprünglich einmal um einen verlogenen Kohlrabi gehandelt haben muss, nur spricht dem entgegen, daß dem Kohlrabi nie die Wertigkeit in der Ernährung zugestanden wurde, die er vielleicht verdient hätte. Wahrscheinlicher ist da die Theorie, daß es sich um eine Art Knödel aus Getreideprodukten gehandelt haben muss. Diese Theorie beinhaltet aber die Erklärung einer möglichen Verfluchung des Opfers durch die Person, die den Knödel angefertigt hatte, wohingegen die Erklärungen auf Kohlrabi- oder Kartoffelbasis von einer unerklärlichen, metaphysisch verursachten Verfluchung ausgehen. Vieles ist natürlich in volkstümlichem Aberglauben begründet, dem die christliche Kirche flächendeckend den eigenen entgegengesetzt hat.


Heutzutage ist der Gorx in der jüngeren Generation vergessen, jedoch verweisen ältere Semester immer noch gern auf die tatsächliche Existenz solcher Menschen, die dem Verführer anheimfallen, und wer ignoriert schon vorsätzlich die Weisheit älterer Leute, wenn diese Weisheit nicht mit Altersstarrsinn verwechselt wird? In wieweit die Behauptung zu verifizieren ist, größere Ortschaften im geographischen Zentrum dieser unklar überlieferten Begebenheiten seien doch nachvollziehbar nach diesem Phänomen benannt, erscheint zur Zeit noch unklar.
Ansonsten ist nur noch überliefert, daß Auswanderer aus dem Odenwald, die sich im heutigen Bundesstaate Iowa niederliessen, wohl erfolglos mittels dieser Mär versucht haben sollen, die Verbreitung der Kartoffel zu verhindern. Ein österreichischer Künstler namens Gorx, der sich ein wenig für den Andy Warhol der Alpenrepublik hält, hat seinen Namen wohl nicht aus dieser Quelle entlehnt.


Vielen Dank auch hier noch einmal an die vielen fleissigen Wikipedia-Autoren, ohne deren Unterstützung diese Betrachtung unmöglich gewesen wäre.